Gesundheits- und Krankenpfleger/in

Krankt die Pflege? Details zum Pflegeberuf

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am 27.06.2017

Schenkt man dem Meinungsforschungsinstitut Forsa Glauben, dann gehört der Beruf des Kranken- und Altenpflegenden zu den am höchsten geschätzten in Deutschland.

Forsa führt jedes Jahr eine Bürgerbefragung im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes durch. In der Umfrage aus dem Jahr 2016 teilen sich die Pflegenden den zweiten Platz mit den Ärzten. 87 Prozent der Befragten schrieben ihnen jeweils ein „(sehr) hohes Ansehen zu“. Nur Feuerwehrleute schnitten mit 93 Prozent noch besser ab.

Die Deutschen schätzen also die Arbeit von Krankenschwestern, Pflegediensten und Co. Doch schlägt sich dieses hohe Ansehen auch in den Arbeitsbedingungen der Pflegenden nieder? Wir werden in einer Reihe von Texten beleuchten, wie es um die Situation der Gesundheits- und Krankenpfleger bestellt ist und welche kaum beachteten Fähigkeiten sie in das Gesundheitssystem einbringen (ein Text zur Altenpflege wird ebenfalls folgen).

 

DER BERUF

Was machen eigentlich Gesundheits- und Krankenpflegende?

Vom Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegenden hat vermutlich jeder ein ziemlich klares Bild im Kopf – wenn nicht aus eigener Erfahrung, dann zumindest aus einschlägigen Filmen und Serien: das der Krankenschwester. Sie arbeitet in einem Krankenhaus, kümmert sich dort um die Patienten und assistiert den Ärzten, auf den Stationen etwa und im Operationssaal. Zunächst einmal: Auch wenn eine Mehrheit der Pflegenden weiblich ist, gibt es auch männliche Pfleger, die in allen Bereichen der Pflege tätig sind.

Das Krankenhaus ist außerdem nicht der einzige mögliche Arbeitsplatz der Krankenpflegenden – und auch innerhalb von Kliniken gibt es viele verschiedene Einsatzorte. Laut Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, ist es deswegen nicht so leicht, ihren typischen Arbeitsplatz zu beschreiben. Schwestern und Pfleger arbeiten auf unterschiedlichen Stationen und für unterschiedliche Fachdisziplinen, dementsprechend unterscheidet sich auch ihr Alltag.

Stationsschwester und OP-Schwester haben unterschiedliche Jobs

„Auf einer Station, zum Beispiel für Innere Medizin, begleiten Pflegende die Patienten, leiten sie an, kontrollieren ihre Vitalzeichen und überwachen die Wirksamkeit von Pflege und Medizin“, erklärt Westerfellhaus. Auf der Intensivstation sehe das schon wieder anders aus, da hier viel Überwachung mit technischen Geräten hinzukommen. Doch auch finde die Tätigkeit, wie in den meisten Bereichen, vor allem direkt am Patienten statt. „Der OP-Bereich unterscheidet sich nochmal, weil die Arbeit dort sehr technisch ist“, so der Pflegerats-Präsident.

Pflegende betreuen Menschen auch zuhause

Pflegende, die nicht im Krankenhaus arbeiten, sind in der ambulanten Versorgung der Patienten tätig. Das bedeutet, dass sie Menschen in deren Zuhause betreuen oder in Einrichtungen, die diese nur tagsüber besuchen. Ambulante Pflegedienste etwa fahren von Haus zu Haus und helfen dort Kranken und Pflegebedürftigen. Sie überwachen ihren Gesundheitszustand und geben ihnen Anleitungen, mit denen sie im häuslichen Bereich zurechtkommen. Die Pflegenden in diesem Bereich sind oft bei privaten Trägern angestellt oder bei Wohlfahrtsverbänden wie Diakonie, Caritas und Arbeiterwohlfahrt (AWO). 

Wie viele Gesundheits- und Krankenpflegende gibt es in Deutschland?

Wie viele Pflegende es in Deutschland gibt, lässt sich nicht genau sagen. Im Moment registriert niemand systematisch alle Pfleger. „Damit beginnen wir erst in den Bundesländern, in denen wir Kammern entwickeln, wie zum Beispiel Rheinland-Pfalz“, sagt Westerfellhaus. In dem Land müssen sich alle Pflegenden mit mindestens dreijähriger Ausbildung seit dem 1. Januar 2015 als Mitglied der neuen Landespflegekammer registrieren lassen. 40.000 dieser registrierten Mitglieder zählt die Kammer heute.

„Für ganz Deutschland haben wir nur Orientierungswerte und Annahmen. Wir bemühen immer die Zahl von 1,2 Millionen Beschäftigten insgesamt, das beinhaltet auch die Kollegen, die in der Altenpflege arbeiten“, so Westerfellhaus. Bei diesen Richtwerten gehe es aber nur um die Menschen, die die entsprechende Qualifikation für den Beruf haben. Viele von ihnen würden dem Pflegerats-Präsidenten zufolge heute in anderen Bereichen arbeiten, die Pflege hätten sie wegen der vielen Sparmaßnahmen verlassen.

 

Wie viel verdienen Gesundheits- und Krankenpflegende?

Krankenhäuser, die der öffentlichen Hand gehören, müssen sich an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVÖD) halten. Die Einstiegsgehälter gehen hier ungefähr bei 2.400 Euro brutto los. „Das Gehalt hängt aber von vielen Dingen ab, von Zulagen, Altersstufen, Spezialisierungen und beruflicher Weiterentwicklung“, erklärt Westerfellhaus. Einige hätten einen Masterabschluss, andere arbeiteten im Klinikmanagement. Deswegen sei es schwer, Durchschnittszahlen zu nennen.

Vor allem die Angestellten ambulanter Pflegedienste fallen in der Regel nicht in den TVÖD. Träger der Dienste sind oft Wohlfahrtsverbände wie Diakonie und Caritas. „Diese haben ihre eigenen Tarife, bei denen eine gewisse Nähe zum öffentlichen Dienst besteht“, berichtet Westerfellhaus. „Bei privaten Trägern gibt es aber durchaus Unterschiede – auch im Sinne von schlechterer Bezahlung.“

 

 

DIE AUSBILDUNG

Wie werde ich zur Krankenpflegerin / zum Krankenpfleger?

Der klassische Weg in den Beruf der Gesundheits- und Krankenpfleger ist eine dreijährige Ausbildung, die häufig in einem Krankenhaus stattfindet. Sie ist durch das Krankenpflegegesetz in ganz Deutschland klar geregelt. Eine Ausbildungs- und Prüfungsverordnung schreibt die Inhalte vor. Anwärter benötigen Realschulabschluss, Fachoberschulreife, Fachabitur oder Abitur.

Das neue Pflegeberufegesetz soll die Ausbildung bald reformieren. Alle Pflegenden sollen dann die gleiche Grundausbildung absolvieren. Das Bundesgesundheitsministerium möchte das Gesetz noch im Jahr 2017 auf den Weg bringen. „Damit gibt es dann keine getrennte Betrachtung mehr von Kranken-, Kinder- und Altenpflege“, so Westerfellhaus. Diese sogenannte generalistische Pflegeausbildung soll die Pflegenden frühestens ab 2018 auf die Arbeit in all diesen Bereichen vorbereiten.

Kann ich Pflege auch studieren?

Seit einigen Jahren gibt es Modellvorhaben, in denen Berufsanwärter gleichzeitig einen Abschluss als Pflegende und einen Bachelor erhalten. „Eine zweite Stufe des Pflegeberufegesetzes beinhaltet auch die Möglichkeit, zu studieren“, erklärt der Präsident des Pflegerats. Damit würde man aber nicht die ganze Berufsgruppe erreichen, das sei schon aus Platzgründen nicht möglich. Vielmehr solle die akademische Ausbildung nur ein Teil des Bildungssystems werden. Westerfellhaus zufolge peilt der Wissenschaftsrat eine Größenordnung von 20 Prozent an.

Andere Länder sind hier schon weiter. „In Österreich zum Beispiel ist ab 2020 eine ausschließlich akademische Ausbildung vorgesehen“, sagt Westerfellhaus. Die Pflegenden dort würden dann unterstützt von Pflegeassistenten, die ihren Beruf in einer zweijährigen Ausbildung erlernen. „Hier zeigt sich, dass wir in Deutschland das abgeschlagene Schlusslicht sind“, klagt Westerfellhaus.

Wer bezahlt die Ausbildung?

Die zukünftigen Pflegekräfte selbst müssen für ihre Ausbildung nicht aufkommen, sie erhalten auch eine Ausbildungsvergütung von zwischen 900 und 1.200 Euro brutto im Monat. Die Gesetzlichen Krankenversicherungen finanzieren die Ausbildung über einen Fond. Westerfellhaus zufolge bleiben aber auch immer Kosten an Krankenhäusern und Bundesländern hängen. „Die Ausbildung ist immer professioneller und besser geworden, da kommt die Finanzierung derzeit nicht hinterher“, sagt er.

 

 

VERTRETER DER PFLEGENDEN

Wer vertritt die Interessen der Berufsgruppe?

Es gibt verschiedene Fachverbände und Fachgesellschaft, in denen Pflegende sich organisieren können – laut Westerfellhaus engagieren sich dort aber nur zehn Prozent der Berufsangehörigen. „Wir haben vor 17 Jahren den Deutschen Pflegerat gegründet als Dachorganisation der Berufsverbände, damit wir einen Partner haben, der die Interessen aller Verbände gegenüber der Politik, den Ärzten und der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertreten kann“, sagt er. Wegen des geringen Anteils an zahlenden Mitgliedern sei diese Aufgabe aber kaum zu bewältigen, sie würde vor allem ehrenamtlich gesteuert.

Worum geht es in der Diskussion um Pflegekammern?

Der Pflegerat möchte für die Pflegenden mehr Mitbestimmung erreichen, indem er Landespflegekammern vorantreibt. Diese sollen ähnlich funktionieren wie die Berufskammern der Ärzte und könnten irgendwann von einer Bundespflegekammer zentral vertreten werden. Der Knackpunkt: Jede Pflegekraft wäre verpflichtet, Mitglied in der Kammer in ihrem Bundesland zu sein und Beiträge zu zahlen. Kritiker der Pflegekammern werten unter anderem diese verpflichtende Mitgliedschaft als Zwang und warnen vor zusätzlicher Bürokratie und einem teuren, nutzlosen Verwaltungsapparat.

Kammer-Befürworter wie Westerfellhaus betonen, dass die Bundeskammer alle Pflegenden in ganz Deutschland vertreten würde. „Derzeit scheint das in drei Bundesländern zu klappen, in Rheinland-Pfalz haben wir mit einem Mal 40.000 registrierte Mitglieder erhalten“, so Westerfellhaus. Im Moment würden die Pflegenden noch kaum in die Gesetzgebung eingebunden. „Das Pflegeberufegesetz etwa wird ohne die Beteiligung der Berufsgruppe vorbereitet“, sagt der Pflegerats-Präsident. „Mit einer Interessenvertretung, die durch die ganze Berufsgruppe legitimiert ist, würde sich das sicher automatisch ändern und wir würden erheblich an Einfluss gewinnen.“

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