Masseur/in und medizinischer Bademeister/in

Berufsporträt Masseur/in und medizinische/r Bademeister/in: Ein Beruf, viele Facetten

Alle für Gesundheit Medizinischer Bademeister

von Kea Antes
am 27.04.2018

Die Hände sind das wichtigste Arbeitsmittel von Masseuren/innen und medizinischen Bademeistern/innen. Denn mit ihnen führen sie die unterschiedlichen physikalischen Therapien durch, insbesondere Massagen, die den Schwerpunkt ihrer Arbeit bilden. Doch auch Bewegungstherapien, Körperpackungen (beispielsweise mit Fango) und thermotherapeutische Behandlungen gehören zu ihrem Aufgabengebiet. Eine wichtige Grundvoraussetzung für den Beruf ist, wie bei allen anderen Gesundheitsberufen auch, keine Berührungsängste zu haben. Denn der Kontakt zu den Patienten ist meist intensiv, Vertrauen und Einfühlungsvermögen sind wichtige Eigenschaften, die Masseure/innen und medizinische Bademeister/innen (MMB) mitbringen sollten.

Wir haben uns diesen Gesundheitsberuf einmal genauer angeschaut – von den Tätigkeiten über die Vergütung bis hin zu der Frage: Wie werde ich überhaupt Masseur/in und medizinische/r Bademeister/in? 

 

Was machen Masseure/innen und medizinische Bademeister/innen?

Die Arbeitsgebiete von MMB lassen sich grob in drei Schwerpunkte unterteilen:

Gewebespezialisten: Sie untersuchen und behandeln das Muskel- und Bindegewebe mit Hilfe von unterschiedlichen Therapien wie Massagen, Lymphdrainagen und besonderen Reibetechniken. Sie können bis zum Unterhautbindegewebe durchdringen und erreichen auch Faszien und Sehnen – je nach gewünschtem Behandlungsziel.

Nicht-pharmakologische Einwirkung auf das vegetative Nervensystem:
Durch unterschiedliche Anwendungen werden die körpereigenen Heilungsprozesse unterstützt. Dazu zählen:

  • Wasseranwendungen mit verschiedener Konsistenz und Temperatur
  • Packungen mit anorganischen Stoffen (Bspw. Fango), Moorbäder und Inhalationen mit Kräuteraromen
  • Spezielle Massageformen, mit denen bestimmte Reaktionen im Körper ausgelöst werden, die zu einer Besserung der Beschwerden führen

Basis-Krankengymnastik: Dazu gehört insbesondere die Bewegungstherapie, inklusive der Untersuchung des Bewegungsapparates, einfache krankengymnastische Techniken und Gruppengymnastik.

 

Masseure/innen und medizinische Bademeister/innen arbeiten unter anderem präventiv, beispielsweise mit dem Ziel, Erkrankungen des Bewegungsapparates vorzubeugen. Dies kann unter anderem durch Rückenschulkurse erzielt werden. Ein weiteres Einsatzfeld ist die nicht-medikamentöse kurative Medizin. Wenn bereits Krankheiten aufgetreten sind oder ein Patient chronisch krank ist, kann ein/e MMB durch entsprechende Therapien Beschwerden wie Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Der dritte Zweig ist die Rehabilitation, bei der es darum geht, die Gesundheit der Patienten nach einer Krankheit oder einem Unfall so gut es eben geht wieder zu verbessern und ihnen die Rückkehr in ein (weitgehend) selbständiges Leben zu ermöglichen.

In den meisten Fällen führen MMBs die Anwendungen und Therapien auf Basis einer ärztlichen Verordnung durch. Insbesondere Massagen können sie aber auch als Privatleistungen anbieten.

 

Wo sind Masseur/innen und medizinische Bademeister/innen tätig?

Entsprechend der breitgefächerten Einsatzgebiete unterscheiden sich auch die Arbeitgeber: MMBs arbeiten sowohl in Krankenhäusern und Massagepraxen als auch in Gesundheitszentren, Reha-Kliniken und Alten- und Pflegeeinrichtungen. Ebenso stellen Bäder, Saunen und Fitnesszentren MMBs ein.

Der Fokus der Einsatzgebiete hat sich in den letzten Jahren jedoch ein wenig verschoben: Während MMBs früher vorwiegend in eigenen Praxen für Physikalische Therapie tätig waren, arbeiten sie heutzutage vermehrt in der ambulanten und stationären Rehabilitation als Teil eines interdisziplinären Teams. Es setzt sich aus verschiedenen Akteuren zusammen: Von MMBs über Physio- und Ergotherapeuten bis hin zu Logopäden – immer mit dem Fokus, den Patienten eine bestmögliche Behandlung zu bieten.

 

Wie viele MMBs gibt es in Deutschland?

Derzeit gibt es in Deutschland 17 Massageschulen mit einer Klassengröße von durchschnittlich 20 Schülern. Das bedeutet, dass rund 300 bis 500 neue MMBs pro Jahr in den Arbeitsmarkt einsteigen.

Aktuelle Daten der Barmer Ersatzkasse zeigen jedoch, dass es immer weniger Massagepraxen und medizinische Badebetriebe in Deutschland gibt. 2006 waren 4.671 Praxen und Betriebe zugelassen. Zehn Jahre später, also 2016, waren es nur noch 1.938. Das ist ein Minus von 58 Prozent.

 

Wie viel verdienen sie?

Das Gehalt eine/s MMB hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, unter anderem:

  1. Von der Art des Therapiezentrums: Bei öffentlichen Trägern liegt das Durchschnittgehalt mit 1.600 Euro brutto in der Regel etwas niedriger als bei privaten Anbietern.
  2. Ob sie angestellt oder freiberuflich tätig sind: Bei einer Festanstellung erhalten MMB jeden Monat ein fixes Gehalt. Freiberufler rechnen jede Leistung selbst ab. Je nach Auftragslage verdienen sie mehr oder weniger als Festangestellte.
  3. Von Zusatzqualifikationen, die eine besondere Spezialisierung ermöglichen: Sie sorgen in der Regel dafür, dass das Bruttogehalt steigt. Das liegt unter anderem auch daran, dass qualitativ inhaltliche Fortbildungen wie Sportphysiotherapie, Manuelle Lymphdrainage, asiatische Behandlungsformen, spezielle Faszienmanipulationen und Anwendungen von Tapeverbänden teilweise mit einer höheren Leistungsabrechnung einhergehen.

 

Die Ausbildung

Wie werde ich Masseur/in und medizinische/r Bademeister/in?

Die Ausbildung findet an staatlich anerkannten Fachschulen (Massage-/Physiotherapeutenschulen und reine Massageschulen) statt und dauert 2,5 Jahre, inklusive eines halbjährigen Praktikums. Dieses absolvieren die angehendenden MMB meistens in Krankenhäusern, eine Vergütung von einigen hundert Euro ist üblich.

Die Ausbildung umfasst folgende Schwerpunkte:

    1. Grundlagenausbildung, insbesondere in den Bereichen Anatomie, Physiologie und Fächer der speziellen Krankheitslehre (z.B. Orthopädie). Sie ist nahezu identisch mit der, die Physiotherapeuten durchlaufen.
    2. Umfangreiche praktische Ausbildung (600 Unterrichtseinheiten) in unterschiedlichen Spezialisierungen von Massageformen.
    3. Praktische Ausbildung in der Anwendung von thermischen Reizen und Wasser (Eis, Packungen, Bäder und Güsse)
    4. Basis-Krankengymnastik

Die Inhalte, die während der Ausbildung vermittelt werden, sind landesweit gleich. Sie sind in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung festgelegt. Am Ende findet eine staatliche Prüfung statt. Um den Beruf der/s MMB zu erlernen, ist ein mittlerer Bildungsabschluss oder eine gleichwertige Schulausbildung nötig.

 

Wer finanziert die Ausbildung?

Die Ausbildung erfolgt an privaten oder staatlichen Schulen und wird nicht vergütet. An staatlichen Schulen ist sie in der Regel kostenfrei, private Träger erheben eine monatliche Schulgebühr zwischen 150 und 450 Euro. Hinzu kommen zusätzliche Kosten für Lernmittel und Berufsbekleidung. Diese fallen auch bei staatlichen Schulen an. Auf der Internetseite des Verbands Physikalische Therapie sind alle staatlichen und privaten Schulen aufgelistet, eine Suche nach Bundesländern ist möglich.

Unter bestimmten Voraussetzungen können Auszubildende finanzielle Unterstützung in Form des „Schüler-BAföG“ nach Berufsausbildungsförderungsgesetz (BAföG) erhalten. Dieses muss nicht zurückgezahlt werden.

Kann ich auch ein Studium in dem Bereich absolvieren?

Nein, es gibt kein Studium im Bereich MMB. Jedoch besteht für Masseurinnen und medizinische Bademeister/innen mit abgeschlossener Ausbildung die Möglichkeit, eine verkürzte Ausbildung zur/m Physiotherapeutin/en zu absolvieren. Diese dauert nur 18 Monaten statt drei Jahren.

Aufbauend darauf kann ein Studium im Bereich Physiotherapie erfolgen. An einigen Fachhochschulen reicht dafür eine abgeschlossene Berufsausbildung als Physiotherapeut/in aus. Für das Studium an Universitäten ist die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) notwendig, für die akademische Weiterbildung an Fachhochschulen – mit Ausnahme einiger Anbieter – sowie Berufsakademien reicht die Fachhochschulreife aus.

 

Wer vertritt die Interessen der Berufsgruppe?

Sowohl der Verband Physikalische Therapie (VPT) als auch der VDB-Physiotherapieverband setzen sich für die Interessen der MMBs ein. Beide sind Mitglieder im Spitzenverband der Heilmittelverbände e.V. (SHV). Gemeinsam nehmen sie Einfluss auf Prozesse der gesundheitspolitischen Landschaft.

Den VPT gibt es seit 1948. Rund 20.000 Mitglieder sind dort organisiert, sowohl MMB als auch Physiotherapeuten. 1950 wurde der VDB gegründet. Er richtet sich an selbstständige MMBs, Krankengymnasten und Physiotherapeuten und jene, die sich selbstständig machen möchten. Er hat rund 3.500 Mitglieder – von Einzelpersonen über Praxen bis hin zu Einrichtungen. Neben der gemeinschaftlichen Arbeit im Spitzenverband der Heilmittelverbände e.V. agieren der VPT und VDB auch als Einzelverbände. Sie veröffentlichen unter anderem Stellungsnahmen, in denen sie die Empfehlungen und Meinungen kundtun und zeigen auch auf Fachmessen und Symposien Präsenz.

 

Gemeinschaftlich zum Erfolg

Der Spitzenverband der Heilmittelverbände e.V. (SHV) vertritt die berufspolitischen Interessen der Heilmittelerbringer auf Bundesebene und ist unter anderem Ansprechpartner der Politik, der Ministerien, der Selbstverwaltungsorgane und der Medien. Neben dem VPT und dem VDB-Physiotherapieverband gehören zu den Mitgliedern auch der Deutsche Verband der Ergotherapeuten e. V., der Bundesverband selbständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. und der Deutsche Verband für Podologie (ZFD) e.V.. Insgesamt zählt der SHV damit mehr als 75.000 Mitglieder.

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