Physiotherapeut/in

Physiotherapie vorgestellt

Alle für Gesundheit Physiotherapie

am 16.08.2017

Physiotherapeuten gehören zu den sogenannten Heilmittelerbringern, zusammen mit Ergotherapeuten, Logopäden, Podologen und Masseuren und med. Bademeistern. Sie behandeln in der Regel Patienten, die eine Verordnung von ihrem Arzt erhalten haben, zum Beispiel für Krankengymnastik oder Manuelle Therapie.

Was machen Physiotherapeuten eigentlich?

In der Physiotherapie selbst geht es in der Regel darum, Probleme am Bewegungsapparat zu beheben, also an Muskeln, Faszien, Sehnen und Gelenken. Häufig spielen auch neurologische Erkrankungen eine Rolle. Zudem kümmern sich Physiotherapeuten unter anderem auch um Lymphödeme, also bestimmte Wassereinlagerungen im Gewebe, und führen bei Menschen mit Lungenerkrankungen Atemtherapie durch. Physiotherapeuten sind außerdem Experten im Bereich der Prävention.

Die Physiotherapeuten gehen gemeinsam mit ihren Patienten gegen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und andere Beschwerden vor. Dazu benutzen sie passive Therapien, bei denen sie unter anderem gezielt Druck auf Muskeln und anderes Gewebe ausüben und Gelenke mobilisieren. Bei der aktiven Therapie sind auch die Patienten gefragt: Sie lernen dann unter der Anleitung der Physiotherapeuten beispielsweise Übungen, um Muskeln zu kräftigen und die Koordination zu verbessern. Ziel ist es, die Aktivitäten des Patienten zu verbessern und ihnen zu ermöglichen, möglichst ohne Einschränkungen am Alltag teilzuhaben.

 

Wie viele Physiotherapeuten gibt es in Deutschland?

Nach Angaben des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) sind bundesweit rund 189.000 Menschen als Physiotherapeuten tätig. Circa 39.000 davon sind selbstständig, 120.000 als Angestellte in Praxen beschäftigt. Auch stationäre Einrichtungen können Arbeitgeber von Physiotherapeuten sein: circa 19.000 von ihnen arbeiten in Krankenhäusern, 11.000 in Vorsorge- und Rehaeinrichtungen.

 

Wie werde ich Physiotherapeut?

Der klassische Weg ist die Ausbildung an einer Fachschule. „Angehende Therapeuten lernen dabei Grundlagen zum Beispiel zum Bewegungsapparat und Nervensystem eines Menschen“, erklärt Ute Repschläger, Vorsitzende des SHV und des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK. „Sie lernen im Unterricht eine physiotherapeutische Untersuchung sowie physiotherapeutische Techniken für alle Gebiete der Medizin kennen, in denen Bewegungstherapie erforderlich ist und erproben diese Kenntnisse dann in Praktika direkt an den Patienten.“ Daneben behandelt der Unterricht Themen wie Berufs-, Staatsbürger- und Gesetzeskunde sowie Psychologie. Am Ende müssen angehende Physiotherapeuten eine staatliche Prüfung ablegen, um später Patienten behandeln zu dürfen.

Ein Problem hierbei ist momentan noch die Finanzierung der – meist privaten – Therapieschulen. Während andere Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen, zum Beispiel die Pflegekräfte, eine Vergütung erhalten, müssen die meisten Physiotherapie-Schüler ein beträchtliches Schulgeld für ihre Ausbildung zahlen. Das ist vermutlich auch einer der Gründe dafür, dass immer weniger junge Menschen Physiotherapeut werden wollen und im Beruf immer mehr die Fachkräfte fehlen.

 

Kann ich Physiotherapie auch studieren?

Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland eine grundständige akademische Ausbildung zum Physiotherapeuten – also ein Studium, das dazu berechtigt, den Beruf auszuüben. In der Regel sind die betreffenden Studiengänge sechs bis acht Semester lang, enden mit einem Bachelor-Abschluss und vereinbaren Theorie und Praxis der Physiotherapie sowie Einblicke in die Forschung.

Daneben gibt es auch eine Reihe von berufsbegleitenden Studiengängen, mit denen fertig ausgebildete Physiotherapeuten sich weiterbilden können. „Physiotherapeutische Studiengänge vermitteln unter anderem Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens“, berichtet Repschläger. Das Ziel sei häufig, es Therapeuten zu ermöglichen, wissenschaftliche Erkenntnisse in den physiotherapeutischen Behandlungsalltag zu übertragen und eigene Forschungsstrukturen für die Physiotherapie aufzubauen.

Ein Positionspapier, das auch drei Physiotherapie-Verbände mit gezeichnet haben, forderte im Oktober 2017 einen Ausbau der hochschulischen Ausbildung für die Therapeuten sowie mehr primärqualifizierende Studiengänge für Therapieberufe.

 

Wie viel verdienen Physiotherapeuten?

„Im bundesweiten Schnitt verdiente ein angestellter Physiotherapeut im ambulanten Bereich im vergangenen Jahr EUR 2.028 brutto und damit deutlich zu wenig“, so Ute Repschläger. In den ostdeutschen Ländern liege das Durchschnittsgehalt sogar noch deutlich darunter.

Wie viel einzelne Therapeuten verdienen, hänge der SHV-Vorsitzenden zufolge in erster Linie von den finanziellen Möglichkeiten der Praxisinhaber ab. Einen großen Einfluss darauf haben die gesetzlichen Krankenkassen, die für die Therapie ihrer Versicherten jeweils für die einzelnen Bundesländer festgelegte Preise pro Behandlungseinheit zahlen.

„Um es kurz zu machen: Die Höhe der GKV-Vergütungssätze lässt derzeit keine angemessenen Mitarbeitervergütungen zu“, sagt Repschläger. Eine Besserung der Lage ist allerdings in Sicht: Das im Frühjahr 2017 verabschiedete Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) ermöglicht es den Berufsverbänden der Physiotherapeuten, höhere Vergütungen mit den Krankenkassen zu verhandeln.

 

 

Wer vertritt die Interessen der Berufsgruppe?

Für die Physiotherapeuten sprechen insgesamt vier größere Verbände. Drei davon sind im Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) organisiert: der Deutsche Verband für Physiotherapie (ZVK), der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) und der Verband Physikalische Therapie (VPT). Ein vierter Verband ist der VDB Physiotherapieverband.

Die Verbände unterstützen ihre Mitglieder bei Fragen, die im Praxisalltag aufkommen, bieten Fortbildungen an, verhandeln die Vergütung der Therapeuten mit den Krankenkassen und vertreten ihre Interessen gegenüber der Politik.

„Wir konnten in den letzten Jahren zum Beispiel die Preisuntergrenzenregelung im Rahmen des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes (GKV-VSG) durchsetzen und im Rahmen des HHVG die Möglichkeit, Gebührenverhandlungen mit den Krankenkassen bis ins Jahr 2019  freier zu führen“, so Repschläger.

 

Welche weiteren Themen bewegen die Physiotherapeuten?

Die Physiotherapie-Branche hat derzeit mit einem drohenden und teilweise bereits eingetretenen Fachkräftemangel zu kämpfen. Immer weniger junge Menschen erlernen den Beruf – und immer mehr denken darüber nach, ihn zu verlassen, wie eine Umfrage der Hochschule Fresenius unter Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden zeigte. Vertreter der Therapeuten sehen die Gründe dafür vor allem in der niedrigen Vergütung und der oft teuren, an ein Schulgeld geknüpften Ausbildung.

Eine weitere Diskussion dreht sich um den sogenannten Direktzugang: Viele Physiotherapeuten wünschen sich, Patienten direkt untersuchen und behandeln zu können – ohne dafür, wie zurzeit, ein Rezept von einem Arzt zu benötigen. Auch die Verbände der Therapeuten setzen sich für einen Direktzugang ein (mehr dazu lesen Sie im Interview mit der IFK-Vorsitzenden Ute Repschläger).

Ähnlich wie in der Pflege gibt es zurzeit auch in der Physiotherapie außerdem Debatten um berufsständige Kammern in den Bundesländern, denen dann alle Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen dort angehören würden. Das Thema ist innerhalb der Branche umstritten: Eine Reihe von Therapeuten versucht, über die Plattform www.therapeutenkammer.de Kammern in den Bundesländern anzustoßen. Andere sprechen sich wiederum strikt gegen eine Verkammerung und die damit einhergehende Pflichtmitgliedschaft aus.

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