Medizinisch-technische/r Radiologieassistent/in

Gefahr Digitalisierung? Zum Beruf MTRA gehört mehr als nur Geräte zu bedienen.

Alle für Gesundheit medizinisch-technische/r Radiologieassistent/in

von Medienteam Medizin
am 06.04.2019

67 Prozent der Tätigkeiten der Medizinisch-technischen Radiologieassistenten/innen sind schon heute automatisiert, werden also von Maschinen oder einer Software ausgeführt. Das geht aus dem Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hevor. Bedeutet das vielleicht, dass es den Beruf MTRA, in dem technische Geräte ein wichtiges Arbeitsmittel sind, so bald nicht mehr gibt? Der Dachverband für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin Deutschland e.V. (DVTA) hat dazu eine klare Meinung: Berufe wie MTRA und deren Aufgaben werden sich verändern, standardisierbare Aufgaben automatisiert. Nicht-automatisierbare Tätigkeiten werden weiterhin von Menschen wie den MTRA erledigt werden.

Wir haben mit Rebecca Lauterbach, Präsidentin der Fachrichtung Radiologie / Funktionsdiagnostik vom DVTA über die Zukunft des Berufs gesprochen: Wie er sich konkret durch den technischen Fortschritt verändern wird und warum es so wichtig ist, im Zuge dessen die Ausbildung zu refomieren.

Keine Angst vor technischen Neuerungen

Der technische Fortschritt in der Medizin sorgt dafür, dass Roboter, Software und Co. immer mehr Aufgaben übernehmen können, die bisher von Menschen ausgeführt wurden. Diese Entwicklung wird weiter zunehmen. „Wir sehen diesen Trend eher als Pluspunkt, denn die Geräte erleichtern MTRA den Arbeitsalltag, wenn sie automatisierte Tätigkeiten übernehmen“, so Frau Lauterbach. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung der Röntgenfilme in Tauchbädern, die durch den technischen Fortschritt weggefallen ist. „Kaum jemand bedauert dieseEntwicklung“, sagt die Präsidentin. Zudem kommen laut Lauterbach neue Aufgaben hinzu. So müssen die Maschinen bedient, kontrolliert sowie gewartet werden. Im Zuge dessen nehme der Bereich Qualitätssicherung einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Auch das Fachwissen müsse stets angepasst werden.

Zwischenmenschlichkeit – wichtiger als je zuvor

Die Aufgaben von MTRA verändern sich jedoch nicht nur aufgrund des technischen Fortschritts. Die persönliche Komponente in dem Beruf wird immer wichtiger, weiß Lauterbach. „Maschinen können das Wissen und die Tätigkeiten der MTRA unterstützen.“ Um den Patienten in Zukunft aber eine optimale Gesundheitsversorgung zuzusichern, brauche es aber mehr, als nur Geräte wie einen Computertomographen zu bedienen: Nämlich qualifizierte Menschen, die Patienten auch in schweren Zeiten wie einer Strahlentherapie persönlich unterstützen und den fachlichen Hintergrund haben, um aufzuklären.

Wichtigster Schritt: Ausbildungsreform

Eines der primären Ziele des DVTA ist die Novellierung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (APrV). „Die Ausbildung erfolgt auf der Basis einer Verordnung aus dem Jahr 1994, viele Inhalte sind veraltet“, weiß Lauterbauch. „Innovative und hochkomplexe Technologien verändern die Ansprüche an die Qualifikation der MTRA, das muss in der Ausbildungsordnung endlich berücksichtigt werden.“ Das setze auch voraus, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es möglich machen, die Ausbildungsinhalte kontinuierlich – wann immer nötig – an die zukünftigen Bedürfnisse der digitalen Entwicklung anzupassen. Auch moderne Lehr- und Lernmethoden wie E-Learning müssen laut Lauterbach stärker eingebunden werden. Eine weitere Forderung ist eine dringend benötigte Teilzeitausbildung. Sie ermöglicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits während der Ausbildung. Das kommt insbesondere Alleinerziehenden zu Gute. „Zudem ermöglicht ein solches Ausbildungsmodell berufsbegleitende Weiterqualifikationen, beispielsweise für Medizinische Fachangestellte, die bereits in der Radiologie tätig sind und den Beruf der MTRA erlernen möchten“, ergänzt Lauterbach.

Darüber hinaus müsse zwingend die Berufsbezeichnung geändert werden: MTRA assistieren nicht mehr, sondern führen ihre Aufgaben selbstständig durch. „Hier ist eine europäische Orientierung sinnhaft, um den Berufsangehörigen nicht nur ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln, sondern auch um im europäischen Ausland anerkannt zu werden“, so Lauterbach.

Akademisierung bedeutet, das Gesundheitssystem zu entlasten

Die APrV muss laut DVTA auch dahingehend ergänzt werden, dass eine hochschulische Ausbildung verstärkt möglich ist. Hierdurch würde das Anerkennungsverfahren der deutschen Absolventen im EU-Ausland sowie umgekehrt beschleunigt. „Ein weiterer Punkt ist, dass wir durch den Ausbau der hochschulischen Ausbildung die so wichtige international konkurrenzfähige Forschung und Entwicklung betreiben können.“ Eine verstärkte Akademisierung sieht der DVTA aber auch im Hinblick auf den Ärztemangel als sinnvoll an. „Wenn die Kompetenzen der medizinisch-technischen Berufe erweitert werden, können sie bereits heute dauerhaft delegierte ärztliche Tätigkeiten eigenverantwortlich und mit fundiertem Fachwissen übernehmen und so das gesamte System entlasten“, sagt Lauterbach. Mögliche erweiterte Einsatzfelder sieht das Bundesministerium für Bildung und Forschung beim Beruf MTRA unter anderem in der Aufklärung von Patienten, in der selbstständigen Gabe von Kontrastmitteln, beim Durchführen von Ultraschalluntersuchungen und der eigentständigen Befundung von Standard-Untersuchungen.

„Die Entwicklung stärkt nicht nur den Beruf MTRA und macht ihn konkurrenzfähig, sondern kommt auch den Patienten zu Gute“, so die Präsidentin. Zudem helfe dieser Schritt, ihn attraktiver für Berufsanfänger zu machen. Denn der demografische Wandel sorgt – wie in so vielen Gesundheitsberufen – auch unter den MTRA schon jetzt für Fachkräftemangel. Tendenz steigend. Es gilt also, junge Menschen für den Beruf zu begeistern. „Das gelingt jedoch nur, wenn die Ausbildungsinhalte an die heutige Zeit und die damit verbundenen Veränderungen, technischer und qualitativer Natur, angepasst werden“, sagt Lauterbach.

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